Johann Elias Hermann Olfermann
Generalmajor, Teilnehmer der Schlacht bei Waterloo
(1776 – 1822)
Johann Elias Hermann Olfermann ist eng mit den militärischen Auseinandersetzungen gegen die napoleonische Fremdherrschaft in Europa und Nordafrika verbunden. Er führte u.a. braunschweigische Truppen auf britischer Seite in der Schlacht bei Waterloo. Als Militär hoch geehrt sah er sich anschließend von der zivilen Verwaltung an den Rand gedrückt.
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Johann Elias Hermann Olfermann wurde am 2. September 1776 in Braunschweig als Sohn eines Braunschweiger Schneidermeisters geboren. Das Militärische, für das er später berühmt werden sollte, war ihm keinesfalls in die Wiege gelegt. Er besuchte lediglich die Grundschule und ging nach seiner Konfirmation beim Stadtmusikus in die Lehre, um Musiker zu werden. Mit 18 Jahren verließ er Braunschweig, um in England als Oboist Militärmusiker zu werden. England war zu dieser Zeit kein Ausland, da Großbritannien und Hannover seit 1714 in Personalunion regiert wurden.
1795 wurde Olfermann offiziell Mitglied der britischen Armee und Musikmeister in einem Infanterieregiment und später (1798) als einer „der Königin eigenen Deutschen“ (Queen‘s own Germans) Soldat im 97. „Regiment of Foot“.
Dort bereits in einen Offiziersdienstgrad aufgestiegen nahm er 1801 in Ägypten auf der Seite der Türken erstmals an Kämpfen gegen Napoleon teil und wurde in der Schlacht bei Alexandria schwer verwundet. Der Sieg über die napoleonischen Truppen in Ägypten beendete dessen 1798 begonnene „Ägyptische Expedition“.
Wegen seiner Tapferkeit in diesen Kämpfen wurde Olfermann von Sultan Selim III. mit dem selten vergebenen „Orden vom türkischen Halbmond“ ausgezeichnet.
1804 folgte die Beförderung zum Oberleutnant und ab 1808 ein erneuter Kriegseinsatz gegen napoleonische Truppen im sogenannten „Peninsular War“ auf der iberischen Halbinsel. Hier dauerte der napoleonische Krieg von 1807 bis 1814.
Olfermann nahm hier in einem Infanterieregiment der „King´s German Legion (KGL)“ am britisch-alliierten Feldzug unter dem braunschweigischen Oberstleutnant Korfes teil.
Die „King´s German Legion (KGL)“ war 1803 innerhalb der britischen Armee gegründet worden und bestand aus ehemaligen deutschen Soldaten aus Braunschweig-Lüneburg. Olfermann wurde hier 1810 Adjutant des britischen Brigadiers Pakenham, der das „Braunschweigische Leichte Infanterie-Regiment“ führte. Es folgte 1811 die Beförderung zum Captain.
In dieser Funktion konnte er sein Regiment in der Schlacht bei Fuentes de Onoro an der portugiesisch-spanischen Grenze durch entschlossenes Handeln vor schweren Verlusten bewahren. Wegen einer schweren Erkrankung musste Olfermann 1813 nach England zurückkehren.
Dort fand für den gebürtigen Braunschweiger Olfermann eine schicksalhafte Begegnung mit Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg statt, der wegen seiner Uniformfarbe als „Schwarzer Herzog“ bezeichnet wurde. Er stand in britischem Sold und war ebenfalls auf dem spanischen Kriegsschauplatz eingesetzt. Olfermann trat als Aide-General-Adjudant in seine Truppe ein und wurde zu einem wichtigen Vertrauten des Herzogs.
Der „Schwarze Herzog“ hatte bereits mit einem braunschweigischen Regiment gemeinsam mit Blücher gegen Napoleon gekämpft, sich aber nach der Niederlage in der Schlacht bei Lübeck (1806) mit ihm überworfen. Mit einer über 2000 Mann umfassenden Truppe in ebenfalls schwarzer Uniform, der „Schwarzen Schar“, war er 1809 nach Wien gezogen, um dort u. a. mit den Truppen von Ferdinand von Schill im fünften Koalitionskrieg gegen Napoleon zu kämpfen.
Während sich die Österreicher jedoch nach der Schlacht bei Znaim, die mit einem Waffenstillstand endete, zurückgezogen hatten, war Friedrich Wilhelm mit seiner „Schwarzen Schar“ quer durch napoleonisch besetztes Gebiet von Zwickau in Sachsen über Halle, Halberstadt, Braunschweig, Hannover bis zur Wesermarsch gelangt und floh weiter per Schiff auf die englische Insel Wight.
Auf diesem Weg erstürmte die „Schwarze Schar“ am 29. Juli 1809 Halberstadt und siegte am 1. August 1809 gegen eine dreifache Übermacht bei Ölper vor den Toren Braunschweigs. Als Vorbote der späteren Befreiungskriege von der napoleonischen Herrschaft wurde dieser Sieg in der deutschen Öffentlichkeit in Gedichten und Liedern gefeiert. Überliefert wurde so auch sein Schlachtruf: „Sieg oder Tod“. (Nach unbestätigten Überlieferungen, soll auch die Benennung der Blankenburger Husarenstraße auf ein Biwak der „Schwarzen Schar“ in diesem Gebiet zurückgehen.)
Blankenburg gehörte wie das ganze Herzogtum Braunschweig zu der Zeit als eigener Distrikt im Saale-Departement zum Königreich Westphalen. Der von Napoleons Bruder Jerome verwaltete Satellitenstaat bestand von 1807 bis 1813.
Nach der Niederlage von Napoleon in der Leipziger Völkerschlacht im Oktober 1813 nahm Olfermann am 6. November 1813 das Herzogtum und die Stadt Braunschweig in Besitz und fungierte bis zu dessen Eintreffen am 22. Dezember als Statthalter von Herzog Friedrich Wilhelm. Im Frühjahr 1814 schied er formell aus der britischen Armee aus. Bis dahin hatte er in Braunschweig ein gut ausgerüstetes und ausgebildetes Korps von 8000 Mann aufgestellt. Damit erlangte Herzog Friedrich Wilhelm bei den Verhandlungen des Wiener Kongress zur Restauration bzw. Neuordnung Europas eine stärkere Stellung.
Mit dieser Streitmacht beteiligte er sich am erneuten Feldzug gegen Napoleon, der im Februar/März 1815 von seiner Mittelmeer-Verbannungsinsel Elba auf das Festland zurückkehrte und seine „Herrschaft der 100 Tage“ begann. Olfermann nahm als höchster Stabsoffizier des Herzogs am Feldzug in Belgien teil. Als der Herzog am 16. Juni 1815 in der Schlacht von Quatre-Bras starb, soll er, so die Überlieferung, nach Olfermann gefragt haben, was als Vermächtnis zur Übertragung des Kommandos gedeutet wurde. So wurden die braunschweigischen Truppen dann von ihm in die entscheidende Schlacht von Waterloo geführt. Infolge einer Verwundung musste er den Oberbefehl am 18. Juni zeitweilig (bis 5. August 1815) abgeben. Am 2. November erfolgte seine letzte Beförderung, die zum Generalmajor.
Im Januar 1816 zog Olfermann dann an der Spitze seiner siegreichen Truppen in Braunschweig ein und wurde kurz darauf zum Kommandeur des aktiven Truppenkorps ernannt.
In der Schlacht bei Waterloo hatte Olfermann gegenüber seinen Truppen Unterstützungszusagen gemacht und dafür noch 1815 die „Militär-Privat-Unterstützungskasse“ gegründet. Zurück in Braunschweig erwuchs daraus ein Konflikt mit der ihm nun vorgesetzten Militärverwaltungskommission, die das Projekt aus Kostengründen nicht unterstützte. Der Streit eskalierte. Als Militärpragmatiker ohne jegliche militärtheoretische Ausbildung wurde ihm mangelndes Fingerspitzengefühl in Verwaltungsdingen vorgehalten. Olfermann soll bei einer solchen Auseinandersetzung verärgert mit der Reitpeitsche aufs ehrwürdige Pult gedroschen haben, so dass der Staub aus den Akten wirbelte. All das nutzten seine Gegenspieler und veranlassten den vormundschaftlich für die Braunschweigische Regierung verantwortlichen britischen Prinzregenten und späteren König Georg IV., ihn 1818 mit 42 Jahren in Pension zu schicken.
Mit einem sogenannten „Wartegeld“ ausgestattet zog er sich in den Harz nach Blankenburg zurück. Dort wohnte er in einer Junggesellenwohnung am Thie und starb, so die offizielle Variante, am 18.Oktober 1822 an einem Gehirnschlag.
Einer sich hartnäckig haltenden anderen Version zufolge soll er sich bei der jährlichen Feier der Völkerschlacht bei Leipzig im Gebirgshotel Blankenburg mit einer Pistole selbst erschossen haben, da er sich in seinen Bemühungen gescheitert sah, eine bessere Versorgung von Kameraden und deren Hinterbliebenen zu erreichen, die für Großbritannien und für Braunschweig gekämpft hatten.
Heutige Spuren
Johann Elias Hermann Olfermann wurde zunächst auf dem Alten Friedhof am Lühnertorplatz beigesetzt. Mit dessen Auflösung gehörte das Grab zu jenen, die wegen der Bedeutung des Verstorbenen zum heutigen Blankenburger Waldfriedhof umgesetzt wurden.
Anlässlich seines 10. Todestages wurde ihm in Braunschweig auf dem Nußberg ein Säulendenkmal gewidmet.
Sowohl in Braunschweig als auch in Blankenburg ist eine Straße nach ihm benannt.
Das Projekt
Der Blankenburger Waldfriedhof ist mit seinen Grabstätten ein regionaler Spiegel deutscher Geschichte, die in ihrer Zeit von hier lebenden Menschen getragen und in vielen Fällen aktiv mitgestaltet wurde.
Die Epochen und Ereignisse ließen sich oft an mehreren Personen abbilden, Bei deren Auswahl handelt es sich um eine notwendige Einschränkung. Die Inhalte sind von Schülerinnen und Schülern und geschichtlich interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammengetragen worden und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie folgen den Grundsätzen, geschichtliches Interesse zu wecken und die jeweiligen Lebenswege, Prozesse und Entwicklungen aus dem Blickwinkel der freiheitlich demokratischen Grundordnung darzustellen.
Das Projekt ist in Kooperation mit dem Land Sachsen-Anhalt, der Stadt Blankenburg und dem VHS-Bildungswerk entstanden. Regionale Bezüge und Hinweise auf weiterführende Quellen sollen motivieren, sich gemeinsame Geschichte zu erschließen.
Für weiterführende Hinweise und etwaige Korrekturen ist das Team Friedhofsprojekt offen. Für die Vermittlung steht das Stadtarchiv als Ansprechpartner zur Verfügung.
Quellen
Paul Zimmermann: Olfermann, Johannes Elias, in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), Seite 289-290.
Bernhard Kiekenap: Spuren des Löwen / Geschichte und Tradition, in: Braunschweig und Blankenburg, Appelhans Verlag BS, 2002.
Dr. Reinhard Scholze: Wer war Johann E. H. Olfermann?, in: Blankenburger Wochenblatt, Ausgabe I/ April 1990.
Bilder
Grabstein, Foto Falkner
Portrait Olfermann, Internet Herzog-Anton-Ulrich-Museum Wolfenbüttel
Portrait Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels („Schwarzer Herzog“), Wikipedia gemeinfrei
Impressum
Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Gymnasiums „Am Thie“ Blankenburg (Harz) und Team Friedhofsprojekt
Bearbeitung: Burkhard Falkner (Team Friedhofsprojekt)
Projektleitung: Benedict Volkert
Internetpräsentation: Jörn Zuber