Eitelfriedrich Thom
Genius loci, Geist des Ortes Kloster Michaelstein
Musikwissenschaftler, Dirigent
(1933 – 1993)
Eitelfriedrich Thom war als Musikwissenschaftler, Dirigent, Direktor und als Sanierer der Retter des Klosters Michaelstein. Mit seinem Wirken sind Existenz und die überregionale Ausstrahlung des renommierten Kulturortes bis heute untrennbar verbunden.
Lesezeit: 3 Minuten
Eitelfriedrich Thom wurde am 20. November 1933 in Stolp (Pommern) geboren und ging zunächst auf die Volksschule des Ortes, danach bis 1945 aufs Gymnasium.
Am Ende des 2. Weltkrieges im April 1945 flüchtete die Familie und kam über Plau und Bernburg nach Blankenburg. Hier und im Umkreis verbrachte er einen Großteil seines späteren Lebens. Im Zeitraum von 1953 bis 1957 studierte er an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. Bis 1970 war er Lehrer an der GutsMuths-EOS in Quedlinburg.
Am 30. Juni 1968 gab Eitelfriedrich Thom sein erstes Orchesterkonzert im Refektorium des Klosters Michaelstein bei Blankenburg, das fortan Stammsitz des Telemann-Kammerorchesters war. Damit hatte sein Schaffen einen Ort gefunden, der in den folgenden Jahren von ihm geprägt wurde.
Sein Ziel war es aber früh, Blankenburg zum Zentrum musikalischer Praxis zu machen. Schon 1952 gründete er das „Collegium musicum Blankenburg“, welches später unter dem Namen „Telemann-Kammerorchester Michaelstein“ bekannt werden sollte. 1956 initiierte er die Blankenburger Musiktage, als eines der ältesten bestehenden Musikfeste in der Region. 1958 wurde das erste Treffen von „Jugend musiziert“ ins Leben gerufen, das bis heute als die Michaelsteiner Sommerakademie weitergeführt wird. Im Jahr 1976 kamen die „Chanson-Tage“ hinzu, die mit DDR-weiter Resonanz bis 1984 in Michaelstein stattfanden.
1972 richtete Eitelfriedrich Thom hier die erste internationale wissenschaftliche Arbeitstagung aus und gab ab 1974 die „Studien zur Aufführungspraxis und Interpretation der Musik des 18. Jh.“ (später „Michaelsteiner Konferenzberichte“) heraus, die international verbreitet wurden. Im Jahr 1973 erhielt er die Promotion zum Doktor phil.
Unter seiner Leitung gelang es ihm als Mitglied der SED (bis 1989) für Michaelstein 1978 den Status einer offiziellen Kultureinrichtung zu erlangen. Von 1978 bis 1980 leitete Dr. Thom zudem die Außenstelle Magdeburg der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und übernahm dort eine akademische Lehrtätigkeit. 1981 erfolgte die Ernennung zum Direktor und musikalischen Oberleiter der nunmehr „Kultur-und Forschungsstätte Michaelstein“. Diese Funktionen schlossen für ihn ein, auch für die Restauration und den Wiederaufbau des Klosters persönlich verantwortlich zu sein. Der mit viel Initiative und Geschick, oft auch sehr unkonventionell erreichte Erfolg zählt zu seinen Lebensleistungen.
Rückblickend bezeichnet Hilde Thoms, damals in Michaelstein tätig und heute selbst eine kulturelle Institution in Blankenburg, Dr. Eitelfriedrich Thom als „Genius loci, den Geist des Ortes Kloster Michaelstein“.
In den politischen Veränderungen 1990 sah er es als seine Aufgabe an, die Kultureinrichtung Michaelstein, als sein Lebenswerk, zukünftig in eine neu organisierte Kulturlandschaft zu überführen. Maßgeblich war er bereits an der Gründung der „Stiftung Kloster Michaelstein“ und der Eingliederung einer Musikakademie beteiligt. Ab 1991 wurde Dr. Thom zudem künstlerischer Leiter der Telemann-Festtage in Clausthal-Zellerfeld.
Am 12. Dezember 1993 verstarb Dr. Eitelfriedrich Thom in Blankenburg im Alter von nur 60 Jahren. 1994 wurde ihm postum der Ehrenpreis der Stadt Blankenburg verliehen.
Übrigens war die Leitung von Kloster Michaelstein 1995 und 1996 nochmals mit dem Namen Thom verbunden. Im Auftrag des Landkreises war Dirk Thom, Sohn von Eitelfriedrich Thom, Geschäftsführer und gestaltete u.a. den Übergang in die „Stiftung Kloster Michaelstein-Musikinstitut für Aufführungspraxis“, die dann am 1.1.1997 vollzogen wurde.
Heutige Spuren
Grabstätte auf dem Waldfriedhof
Jährlich wird der „Eitelfriedrich-Thom-Preis der Gesellschaft der Freunde ‚Michaelstein‘ e.V.“ für Verdienste um das Kloster Michaelstein und um die Musikwelt verliehen.
Seinem Gründer verpflichtet, wurde die musikalische Tradition vom „Telemann-Kammerorchester Michaelstein“ fortgesetzt. Nach dem Tod von Eitelfriedrich Thom übernahmen dafür die Witwe Maria Thom, Prof. Dr. Bert Greiner, Thomas Göbel und andere die Verantwortung.
Das Projekt
Der Blankenburger Waldfriedhof ist mit seinen Grabstätten ein regionaler Spiegel deutscher Geschichte, die in ihrer Zeit von hier lebenden Menschen getragen und in vielen Fällen aktiv mitgestaltet wurde.
Die Epochen und Ereignisse ließen sich oft an mehreren Personen abbilden, Bei deren Auswahl handelt es sich um eine notwendige Einschränkung. Die Inhalte sind von Schülerinnen und Schülern und geschichtlich interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammengetragen worden und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie folgen den Grundsätzen, geschichtliches Interesse zu wecken und die jeweiligen Lebenswege, Prozesse und Entwicklungen aus dem Blickwinkel der freiheitlich demokratischen Grundordnung darzustellen.
Das Projekt ist in Kooperation mit dem Land Sachsen-Anhalt, der Stadt Blankenburg und dem VHS-Bildungswerk entstanden. Regionale Bezüge und Hinweise auf weiterführende Quellen sollen motivieren, sich gemeinsame Geschichte zu erschließen.
Für weiterführende Hinweise und etwaige Korrekturen ist das Team Friedhofsprojekt offen. Für die Vermittlung steht das Stadtarchiv als Ansprechpartner zur Verfügung.
Quellen
Bimberg/ Pfeiffer Eitelfriedrich Thom, Verlag Peter Lang, 2004.
Bimberg/ Pfeiffer: Die Wiederentdeckung des Barock im Geiste Telemanns – 50 Jahre Telemann-Kammerorchester Michaelstein Verlag Peter Lang, 2002.
Internet
https://www.blankenburg.de/fileadmin/user_upload/amtsblaetter/2009/Amtsblatt_08___2009.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Eitelfriedrich_Thom
http://www.telemann-kammerorchester.de
https://www.telemann-michaelstein.de/
http://www.freunde-michaelstein.de
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/autor=Dr.+Eitelfriedrich+Thom+%28Hrsg.%29
https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/wernigerode/862782_Start-in-Wohnstube-des-Vaters.html
Bilder
Eitelfriedrich Thom dirigiert 1991 innerhalb des int. Sommerkurses in Kloster Michaelstein (Quelle Wikipedia)
Dirigat in historischen Kostümen
Kloster Luftaufnahme
Eitelfriedrich Thom (Mitte) bei einem Arbeitseinsatz von Telemann-Kammerorchester und Jugendklub Michaelstein (rechts Gero Junker), Renovierung von Zimmern im Südflügel der Klausur (Quelle: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Fotoarchiv Kloster Michaelstein, Nr. 29918 – Archiv-Signatur: VX/29/7)
Eitelfriedrich Thom nach einem Konzert in Clausthal-Zellerfeld im Okt. 1993 (Quelle: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Fotoarchiv Kloster Michaelstein, Nr. 15978)
Eitelfriedrich Thom zuhause am Klavier, Zeitungsausschnitt
Zeitungsbeitrag zu den Nöten im Kloster Michaelstein, Februar 1990 Grabstätte
Grabtafel mit Spruch auf dem Waldfriedhof, Fotos (2): Burkhard Falkner
Impressum
Inhalt: Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Gymnasiums „Am Thie“ Blankenburg (Harz)
Bearbeitung: Simon Matthias Hermann Wilhelm Johannes Przybyl 10a
Begleitung: Ulrich-Karl Engel
Projektleitung: Benedict Volkert
Internetpräsentation: Jörn Zuber
Für die Unterstützung bei der Erarbeitung dieser Seite danken wir besonders Frau Maria Thom.